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Minna Planer (Ehefrau No. 1) über die Ehekrise um Jessie Laussot

[Fordert MS] auf, W's. Abscheulichkeit [in Dresden zu erzählen:] Die Leute mögen wissen, dass ich auch diese harte Prüfung erfahren musste, dass also die Männer die Schwachen sind, nicht die Frauen. (...) Was wäre nicht aus mir geworden, wenn ich nicht stärker jeder Zeit gewesen wäre als er, wir aber heißen das schwächere Geschlecht, welch eine Irrtum! (1850, an MS)

[Randnotizen auf einem Brief Wagners. W: "Plötzlich schrieb Jessie mir, dass sie entschlossen sei, die Ihrigen zu verlassen und sich unter meinen Schutz zu begeben." Minna:] Als Abenteuerin mit in der Welt herum zu ziehen, sehr ehrenvoll. [W: "Ich schilderte ihr auf das Abschreckendste meine Lage und das ungeheuer Gewagte und Verderbliche ihres Entschlusses: sie solle mit sich zu Rate gehen." Minna:] Kurz und bündig ich habe bereits eine ordentliche Frau. [W: "Es wäre die wahnsinnigste Grausamkeit von mir gewesen, Dir zu enthüllen, was vorgegangen war, da ich ja noch gar nicht wusste, welches Ende es zu nehmen hatte." Minna:] Von der Polizei aus Bordeaux fortgetrieben – schönes Ende! [W: "Man hatte mich als Verführer und unredlichen Intriganten bezeichnet." Minna:] Nicht mit Unrecht. (undatiert, etwa 1850)

Denken Sie sich, meine liebe Mathilde, dass Richard seit dem 4. Juli unerwartet zu mir zurückgekehrt ist, ich glaubte ihn wirklich seit längerer Zeit in dem Orient, statt dessen hat er sich seit zwei Monaten in der Schweiz in meiner Nähe herumgetrieben, da er sich doch nicht gleich zu mir getraut, weil ich von allem was vorgefallen unterrichtet sein könnte. Er schrieb deshalb an seinen Freund um sich zu erkundigen, ob mir was geschehen sei; schickte auch den Karl Ritter, der bei ihm war, deshalb ab, zu hören, wie meine Stimmung sei, die ich allerdings nicht verhehlte, ich ließ ihm sagen: wenn er sich rechtfertigen könne und kein Schuft sei solle er kommen, ich würde überlegen, was dann zu tun sei; usw. er kam, rechtfertigte sich so gut er konnte, ich, eine schwache Frau, die ihn doch immer noch liebt, habe ihm verziehen, doch gewiss, zu Ihnen gesagt, meine liebe Freundin, vergessen kann und werde ich es nie! Er kann das nicht wieder gut machen was er mir für namenlosen Kummer verursacht hat. Gott möge es ihm verzeihen, wie ich es getan. Im Grunde tue ich unrecht, jene Person zu hassen, am Ende hat er doch nur allein Schuld, ein Mann muss stark sein, was wäre nicht aus mir geworden, wenn ich nicht stärker in jener Zeit gewesen wäre als er, wir aber heißen das schwächere Geschlecht, welch ein Irrtum! Mit dieser dummen Liebesintrige hat sich Richard auch den schönen sorgenfreien Unterhalt jährlich 3.000 fr. verscherzt, schon als er nach Paris die Zusage jener Unterstützung erhielt, erklärte er gleich, dass er für Paris keine Oper komponieren könne, und nun hat er auch diese nicht mehr – mir sollen Wohnungssorgen nicht mehr Angst wie früher machen, er muss jetzt auch sehen woher schaffen, da er es nicht besser gewollt hat. (2.8.1850, an MS)

Der abscheuliche, leichtsinnige Mann! Jene Frau [Jessie] aber schrieb mir aus freiem Antrieb unmittelbar nach R. Ankunft selbst, dass sie erfahren, wie nichtswürdig sich R. gegen mich benommen, sie verachte ihn dafür. Diesen Brief gab ich meinem edlen Gatten zu lesen, und er scheint abgekühlt. – Doch wer steht nicht dafür, wenn ein ähnlicher Fall kommt, er nicht wieder schwach ist? O der Abscheuliche! Darum schrieb er mir einen so beleidigten Brief, den ich ihm weniger verzeihe, als seine zehnfache Untreue. (Ende 1850, an MS)

Es rappelt bei ihm alle Jahre, doch diesmal am schlimmsten. Und ich armes Tier muss es am härtesten büßen – doch alles nächstens ausführlich, und nur Sie ganz allein sollen es von mir erfahren, sonst keine Seele weiter, für diejenigen, die ich so liebe und sich so bewährt wie Sie, habe ich kein Geheimnis mehr (Mitte Mai 1850, an MS aus Zürich)

Ich war wirklich dem Wahnsinn nahe. Ja wohl, darum musste er die ungerechtesten kleinlichsten Beschuldigungen vom Himmel reißen, um eine abermalige abscheuliche Handlungsweise zu beschönigen, die er an mir beging. O meine liebe Mathilde trösten Sie mich wenn Sie können, denn wahrlich ich bedarf in meiner betrübten Lage einer teilnehmenden Seele. Von allen Schicksalschlägen ist offenbar dieser der härteste! Gäbe Gott, dass ich unter diesem nicht endlich erliege, es frisst und nagt mir furchtbar am Herzen. (1850, an MS aus Zürich)

Ich, eine schwache Frau, die ihn doch immer noch liebt. [Aber] vergessen kann und werde ich es nie! (...) Mein Vertrauen ist weg. (1850, an MS)

Im Grunde tue ich unrecht, jene Person zu hassen, am Ende hat er doch nur allein die Schuld. (1850, an MS, über eine Entschuldigung Jessie Laussots)

Neujahr, mir erregt so ein Festtag immer Bangigkeit, was mir wohl wieder bevorstehen wird, im vergangenen Jahr habe ich wieder einen guten Teil zu tragen gehabt, sollte sich so etwas wiederholen, dann lieber tot sein, ist mein Wunsch! (20.1.1851, an MS)

O falsches, verräterisches Geschöpf. (Frühjahr 1850)

O, ich dumme, alberne, treue Frau die ich immer war! Ich bewundere mich selbst, wie ich das alles ertragen kann. Die warme Teilnahme, die mir von Ihnen, von meinen sonstigen Freunden, Teil wird, ist es allein was mich noch aufrecht erhält. Entziehen Sie mir diese nicht. Meine Gedanken sind jetzt leider so schwach, dass sie mir oft ganz vergehen, mir wäre es recht – aber noch lieber, wäre ich gleich tot, denn dieses Leben ist jammervoll! – Das wäre also die Einsamkeit, von der er so viel geschrieben. (...) Wie glücklich war ich damals in unserer Misere in Paris wo Schmalhans Küchenmeister war, man hatte wenigstens ein ruhiges Gemüt und eine Zukunft vor sich – jetzt liegt Alles leer und erstorben vor mir da, nur dass man noch 10 Jahre älter geworden ist. (18.6. und 12.6.1850, an den Maler Ernst Benedikt Kietz)

Seien Sie froh, dass Sie keinen Mann haben, Sie haben diese Qualen nicht erst kennen gelernt, doch missverstehen Sie mich nicht, ich bin nicht eifersüchtig, nur dass ich so schuftig beleidigt wurde, das ist es, was mich noch aufzehrt. (Mitte Mai 1850, an MS)

Sie können glauben, dass ich in den Tod betrübt bin, auch das noch von einem Manne erleben zu müssen! Für den ich einstand, mein Leben wagte. (12.6.1850, an Ws engen Freund Gottfried Engelbert Anders)

CC = Cäcilie, Wagners Lieblingsschwester, mit dem Buchhändler Eduard Avenarius verheiratet, der die Pariser Niederlassung von Brockhaus leitete.

EH = Emma Herwegh, Freiheitskämpferin und Salonistin, Frau von Georg Herwegh

JS = Jakob Sulzer, Staatsschreiber in Zürich, mit Wagner seit 1849 eng befreundet.

MS = Mathilde Schiffer, Freundin Minna Planers in Dresden