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Cosima

 
 
 
 

Minna Planer (Ehefrau No. 1) über Finanzprobleme und Geldsorgen

Bitte, seien Sie mir nicht böse, dass ich Ihnen meine Schuld 5 Taler noch nicht mitschicke, ich war den ganzen Sommer nicht wohl und habe viel Geld verquacksalbert, jetzt Richard, und meine arme Mutter macht mir viel Sorge, ich muss ihr, anstatt dass ich sie Ihnen schicken könnte, 5 Taler. Und es ist so kalt, die alten Leute! – Gott, es bricht mir fast das Herz, das sind verschämte Arme, diese sind zu beklagen. (8.9.1851, an MS)

Das Meiste muss ich selber machen und zum Winter schmeckt mir das ganz und gar nicht, obgleich ich nie verwöhnt war, nun man muss ja viel im Leben ertragen lernen! – Es geht einmal sehr lumpig in solchen Zeiten her und meine Laune ist die einer Verzweifelten. Dann belebt mich doch die Hoffnung auf eine einstige bessere Zukunft, und so borge ich mir ein wenig gute Laune, um die jämmerliche Gegenwart damit verdauen zu können (23.11.1849, an MS)

Dass wir wieder einmal recht auf dem Trockenen saßen, wird Ihnen nichts Neues sein. [Aber] denken Sie sich, man verlangt den Lohengrin in Wien und Berlin; wenn er auch dort nicht die Tantieme bringen wird als wie der Tannhäuser, so kann sich Wagner doch wieder einen Vorschuss darauf geben lassen, als wie er früher getan, um sich ein wenig Luft zu machen. Es ist mir das um meines Mannes willen lieb: da mein Aufenthalt hier sehr kostspielig ist, ich muss täglich 6 franc 50 cent zahlen, das ist kein Spaß für uns. (1858, an die Fürstin Sayn-Wittgenstein)

Du weißt, lieber Mann, wie wenig oder fast gar nicht ich Dich für meine Toilette in Anspruch genommen habe und ich durchaus keine verwöhnte putzsüchtige Frau bin, aber man getraut sich endlich kein ganzes Kleid anzuziehen, ohne nicht für eine Luxustreibende und verschwenderische Frau ausgeschrien zu werden, wie es, trotz meiner Einfachheit in Dresden geschehen (1843ff, während der Dresdner Jahre, unter dem Schuldendruck)

Eine Vorlesung? Noch dazu für's Geld – von einem Kapellmeister – da wurde mir dich ein bisschen wunderbar zu Mute, als ich das in Deinem Briefe las, und demütigte mich der Gedanke wohl sehr. (3.8./ 11.8.1849, an W vor ihrer Ankunft in Zürich)

Er findet es einmal unter seiner Würde, Geld zu verdienen und zieht es vor, von Allmosen oder erborgtem Gelde zu leben. Sie können bei meiner Denkungsweise begreifen, welche Missachtung, abgerechnet, was vorher gegangen ist, bei mir, wie wohl bei jeder anderen Frau, hervorbringen muss. wie soll es mit mir, mit uns noch werden, bei solchen Grundsätzen? – Ich weine mir manchmal fast meine Augen wund und bin wirklich ganz abgefallen vor Kummer, den mir dieser Mann verursacht. Wüsste ich nur einen Ausweg, ich glaube, ich könnte jetzt alles überwinden; schon um meiner alten Eltern willen, um die ich mich vergebens sorge. Diese ohne Unterstützung von mir zu wissen, macht mir unzählige schlaflose Nächte. (16.11.1850, an MS)

Ich bin oft so in Verlegenheit, dass ich nichts anzufangen weiß, ich habe starke Esser auf dem Hals, auch 600 Fr. Wirtschaftsgeld von R. versprochen gekriegt, aber er gibt es mir nur sehr unregelmäßig und sehr im Einzeln, woraus man sich nicht viel Vorteil ziehen kann, so sehr ich auch nachsinne. Kaufen kann ich mir nichts, weder Kleid noch Hut, ist mir auch gleich, ich sehe immer noch anständig genug aus, ich denke immer an Dich und wünsche Dich nicht wie die Zwickauer schnepprigen Schlumpen einhergehen zu sehen. (7.5.1860 aus Paris an Tochter Natalie)

Ich fürchte sehr, zumal bei jetzigen Zeiten für unsere beiderseitige Existenz. Es ist recht schön und gut, dass Dir Dein Freund auf Deine neue Oper Lohengrin 300fl. geliehen hat, wovon Du mit Deiner Frau ein Vierteljahr leben zu können glaubst, aber für mich, lieber Richard, kann das keine Beruhigung sein, denn der Gedanke ist mir sehr niederdrückend, wenn mein Mann nicht im Stande ist, die Frau aus eigenen Mitteln ernähren zu können und nur von der Güte oder dem Mitleid seiner Freunde "lebt", die ihm ab und zu 100–300 fl. auf seine zukünftigen Einnahmen leihen, wo es doch, nimm mir es nicht übel, sehr dahingestellt ist, ob Du sie jemals befriedigen wirst können, da Du Dich durchaus nicht nach der Welt, wie sie nun einmal ist, frägst, sondern forderst, dass die ganze Welt sich nach Dir richtet und bilden soll. (3.8.1849, an W)

Ich übernahm es, in Zeiten wo es bei mir den schlimmsten Kassen-Bestand der Theater-Direction oft an 4 Groschen fehlte, um Mittag-Essen holen zu lassen; ich versetzte denn meine Ohrringe und dergleichen, die mir für das Theater oft unentbehrlich waren, schickte das Geld meinem Bruder, der dafür etwas lernen sollte, und behielt mir drei Pfennige zurück, um mir dafür ein Brötchen zu kaufen, das ich auf einem Spaziergange um die Stadt als Mittagsmahl verzehrte, während ich meinen Wirtsleuten vorgegeben hatte, dass ich irgendwo zu Tisch ausgebeten sei. (17.11.1840, an Theodor Apel [Jugendfreund Ws])

In Folge eines irrtümlichen Aufsatzes im "Münchner Weltboten", erkläre ich hiermit der Wahrheit getreu, dass ich bis jetzt von meinem abwesenden Mann Richard Wagner eine Sustentation erhielt, die mir eine anständige sorgenfreie Existenz gewährt. Es gereicht mir zur besonderen Befriedigung, durch diese meine Erklärung wenigstens eine der vielfachen Verleumdungen, die gegen meinen Mann gerichtet werden, zum Schweigen zu bringen. Minna Wagner geb. Planer, Dresden, 9. Januar 1866 (9. Januar 1866, Dementi)

Lieber möchte ich von der Cholera weggerafft werden, als jemals das Gnadenbrot zu essen. [Das Gefühl, dass] sie einen immer durchblicken ließen, [dass] man nicht in den Stand gesetzt ist, sich gehörig revanchieren zu können. (Über ihre Scham darüber, nach der Flucht abhängig zu sein, z.B. von der Schwägerin Klärchen Wolfram)

Nur von der Freundschaft seiner Freunde abzuhängen, ist für eine Frau eine traurige Existenz. (18.7.1849, an W)

Nur wenige Zeilen lege ich Ihnen heut mit bei, um Ihnen zu beweisen, dass ich recht oft an Sie denke, und Sie inständig zu bitten, mir recht bald zu schreiben; damit ich nur auch wieder die Überzeugung gewinnen kann, dass Sie mir nicht zürnen, weil ich leider immer noch in Rückstand mit den 5 Talern bei Ihnen bin. Ich kann doch nicht so viel entbehren, dass der Mann darunter leiden müsste. seien Sie darum nicht böse, in jedem Fall erhalten Sie die 5 Taler von mir noch in diesem Jahre, wenn nicht in bälderer Zeit. (26.1.1850, an MS)

Richard komponiert fleißig und braucht nun äußere freundliche Eindrücke, die er nicht in Italien gefunden, darum verliere ich kein Wort über diesen Luxus, aber freuen kann ich mich nicht. Unser Leben ist sonst noch wie im Sommer, nur mit dem Unterschiede, dass Sulzer, Baumgartner, Hagenbuch, Herr und Frau Wesendonck oft zu uns kommen, letztere kennen Sie freilich nicht, was ich bedauere, aber gesprochen habe ich Ihnen oft von ihnen ... Sulzer brachte mir gestern einen Gewinn der Frankfurter Lotterie in 40 fr. bestehend, er schleppt mich nämlich mit einem Antheil immer mit durch, ohne dass ich etwas steuere, diese zwei Napoleon d'ors schicke ich anbei mit diesem Brief meiner Mutter, sonst habe ich nichts Bares. (14.11.1853, an MS)

Richte nichts ein, stecke ja mit nichts in Schulden … Ich brenne gar nicht mehr so sehr darauf, mir eine kleine Häuslichkeit zu schaffen, es hat ja doch keinen Bestand, kaum dass man es sich wieder eingerichtet, so wird es einem ohne Barmherzigkeit wieder entrissen, nun kann man wieder von Vorne anfangen, wenn einen noch Lust dazu übrig bleibt, jetzt verspüre ich aber noch keine wieder dazu, man kommt doch auch auf keinen grünen Zweig. Der Vorwurf, den Du mir in Deinem letzten Brief machst, über die lebenslängliche Anstellung, dass ich an Außendinge wie an tote Möbel usw. hinge, kann mich fast nicht treffen. Du hast nur Beweise vom Gegenteil. Egoismus kenne ich nicht, da ist mein Bedarf für meine Person viel zu gering. Nur darfst Du mir es nicht übel deuten, wenn ich für unsere Existenz besorgt bin, ich kann ja da nicht noch einmal erleben, was ich schon mit Dir ertrug. Denke ich an die kleinlichen Nahrungssorgen, wo ich manchmal nicht wusste, was ich in das kochende Wasser schütten sollte, weil ich nichts hatte, so graust mir allerdings für meine Zukunft, wo Ähnliches zu erwarten steht; ich verhehlte es Dir nicht, ich bin kleinmütig geworden. (3.8./ 11.8.1849, an W vor ihrer Ankunft in Zürich)

CC = Cäcilie, Wagners Lieblingsschwester, mit dem Buchhändler Eduard Avenarius verheiratet, der die Pariser Niederlassung von Brockhaus leitete.

EH = Emma Herwegh, Freiheitskämpferin und Salonistin, Frau von Georg Herwegh

JS = Jakob Sulzer, Staatsschreiber in Zürich, mit Wagner seit 1849 eng befreundet.

MS = Mathilde Schiffer, Freundin Minna Planers in Dresden